[Bitte hier einen Aprilscherz einfügen]

Ein Aprilscherz ist doch eigentlich ein schönes Beispiel für sozial definierte Unterscheidungslogiken. Aprilscherze machen es den Scherzbolden insofern einfach, als dass sie zeitlich relativ eindeutig eingegrenzt sind. Ein Aprilscherz am 2. April ist eben kein Aprilscherz mehr. Darüber hinaus kann am 1. April im Prinzip fast alles als Scherz verkauft werden. Es muss nicht mal lustig sein. Die Zuordnung lustig/nicht-lustig wird an diesem Tag aufgehoben. Da darf jeder witzig sein. Die zeitliche Zuordnung schützt zudem vor (allzuviel) Peinlichkeit – das ideale Übungsfeld für zukünftige Scherze.

Was am 1. April als Scherz funktioniert kann am 2. April schon keiner mehr sein. Darum Beeilung – heute kann man sagen, was man schon immer sagen wollte! Wichtig ist nur, das „April, April!“ nicht zu vergessen, sonst vergisst der andere am Ende, dass es nur als Scherz gemeint war. Wieso führt man ein solches Ritual eigentlich nicht das ganze Jahr über ein? Das wäre doch mal eine sinnvolle EU-Richtlinie.

Verboten werden dann nur „Deine Mudder“-Sprüche. Schade eigentlich!

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Haben Systemiker einen Plan für die Digitalisierung?

Die Digitalisierung der Kommunikation und der Wirtschaft ist akzeptiert und schreitet munter voran.
Auch in der Sozialen Arbeit. Neue Kommunikationsformen in der Familie und im öffentlichen Raum werden alltäglich. Die Tage des traditionellen Beratungsgespräches als Königsweg der Sozialen Arbeit sind vorbei. Sind systemischen Beratungsausbildungen Dinosaurier ?

Kontingenzbewusstsein

Regelmäßige Kinogänger, die sich auch gerne damit befassen, wie Filme entstehen, hatten schon länger die Chance, zu wissen, dass man den Bildern eben nicht bedingungslos vertrauen sollte bzw. dass es ratsam ist, ihnen mit einem gewissen Kontingenzbewusstsein zu begegnen.

Was oder wie es nun wirklich war, interessiert mich nicht. Mir erscheint es doch heilsam, wenn unser Glaube an die Macht der Bilder etwas erschüttert wird.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/jan-boehmermann-varoufakis-stinkefinger-in-video-manipuliert-a-1024321.html

 

Antifragilität II

Ich bin nach wie vor bei der Lektüre.  Einem Connaiseur der Systemtheorie im Kontext von Sozialer Arbeit können viele Motive im gleichnamigen Büchlein durchaus bekannt vorkommen: ungeplante Nebenfolgen des Handelns, Nichtwissen als Ressource, Emergenz (um nur einige zu nennen).

Was mich dabei jedoch besonders fasziniert, ist der Umstand, dass ein Wirtschaftsfachmann und ehemaliger Trader an der Wall Street sich für derlei Motive ausspricht und quasi im Rundumschlag einige radikale Umdeutungen zu allseits anerkannten Grundannahmen vornimmt: Mir gefällt dabei der Gedanke besonders, dass Evolution sich nicht anhand von Plänen, Konzepten und Zielvorgaben orientiert, sondern „wild“ und zufällig nach Versuch und Irrtum. Es gehe darum, bewusst blind für die Zukunft zu agieren und Prognosen äußerst skeptisch zu begegnen, weil diese immer aufgrund der Daten der Vergangenheit erstellt werden.

Für eine abschließende Rezension des Buches von Nicholas Taleb ist es noch zu früh. Ich werde dran bleiben.

 

Anerkennung und Soziale Arbeit

Ich arbeite gerade an einer Hausarbeit zur Ökonomisierung der Sozialen Arbeit, die den Diskurs diesbezüglich näher untersucht. Dabei ist mit eine nicht-systemischer-Artikel aufgefallen, 😉 der äußerst diskussionswürdig ist. „Perspektiven der Sozialen Arbeit“ von Roland Lutz skizziert ein neuformuliertes Verständnis über Soziale Arbeit (immer noch „neu“ bzw. „neuer“, auch wenn der Artikel von 2008 ist ;). Bitte lesen. Nicht weil es ein so hervorragender Text ist, sondern weil die darin ausgeführte Reformierung des Sozialen eine systemische Soziale Arbeit meiner Meinung nach unmöglich macht. Denn er beschreibt eine Soziale Arbeit, dessen ökonomisches Programm so mächtig ist, dass andere Programme nicht nur vernachlässigt, sondern dass auch der Code von sozialer Arbeit ausgesetzt werden würde (wie auch immer dieser Code auch heißen mag…) (Bsp. Zwei-Klassen-Sozialarbeit) .

 

http://www.bpb.de/apuz/31335/perspektiven-der-sozialen-arbeit?p=all

 

Interessant und für das neue Kundenverständnis dieser Sozialen Arbeit prägend, ist, dass die Soziale Arbeit endlich die „Anerkennung des Anderen“ (Honneth), mit Anderen ist der Kunde gemeint, realisieren soll. Hierbei vertritt er ein Verständnis von Kunde, der individualisiert, als unternehmerisches Selbst dann zu unterstützen ist, wenn er aktivierungswillig ist. Diese Sichtweise ist mir nicht neu, neu ist mir nur, dass hierzu Axel Honneth zitiert wird. Denn Honneth Ausführungen zur Anerkennung basieren auf einem Kampf um Anerkennung und nicht die Anerkennung der Situation/ Strukturen von prekären Lebenslagen. Nicht die absolute Anerkennung der Autonomie des Kunden, sondern die Anerkennung gemeinsamer Werte ist bei Honneth der wesentliche Aspekt, aus dem sich dann durch eine positive Rückbeziehung u.a. Selbstbewusstsein und schließlich Autonomie entwickeln kann. Denn die Lutz´s Interpretation von Honneth´s Anerkennung würde jedes „soziale Band“ zwischen den Menschen zerschneiden.

 

Oder? Oder nicht? Was sagen die Honneth-kenner? 😉

Was Soziale Arbeit von der Kampfkunst lernen kann…

Bereits jetzt könnte ich mich in den Allerwertesten beißen, dass ich dieses Fass hier mit der Überschrift aufgemacht habe –  aber ich will es mir jetzt nicht einfach machen, deshalb versuche ich jetzt mal ein paar Gedanken zu formulieren und lehne mich etwas aus der Comfort Zone…

Wer mag, darf sich beim Lesen die Musik anhören, die ich beim Schreiben gerade höre: https://www.youtube.com/watch?v=3uQAzmIQIIc

Bereits im Studium kam ich mit Pekiti Tirsia Kali, Tai Chi und Qui Gon in Berührung und schon damals erschienen mir die Motive der Systemtheorie irgendwie sehr nah an den Motiven oder der „Lehre“ der Kampfkünste, die sich mit durchaus unliebsamen Formen von Kommunikation bzw. Konflikten befassen – letztendlich geht es ja um Fragen und Konsequenzen, die das Phänomen Gewalt mit sich führt. Mir ist es in der Regel allerdings lieber, das v.a. auf den Umgang mit Konflikten anzuwenden. Bekannte, Freunde und Lehrer haben sich noch mit anderen Kampfkünsten, wie z.B. Wing Tsun, Aikido oder Jiu Jitsu befasst und ich meine, dort ähnlich Motive zu entdecken.

Die eigentlichen Prinzipien von Strategie und Taktik und der Kern der einzelnen Disziplinen sind dabei recht abstrakt und erschließen sich nur durch kostantes Üben. Ich verweise dabei gerne auf „Zen in der Kunst des kampflosen Kampfes“ von Takuan oder „Wahrhaft siegt, der nicht kämpft“ von Sun Tsu, die m.E. noch am Ehesten in Worten beschreiben, welche Komplexität in den Disziplinen steckt.

Worüber ich allerdings besonders gerne meditiere und dabei lerne, lerne, lerne:

1. Wenn Du die Auseinandersetzung vermeiden kannst, dann vermeide sie. Es geht nicht um Ehre, Gewinnen oder Verlieren. Es geht darum gesund und am Leben zu bleiben. In die Auseinandersetzung gehst Du nur, wenn Du nicht flüchten oder ausweichen kannst oder wenn Freunde, Familie und Schutzbefohlene in Gefahr sind.

2. Es ist wichtig, dass Du Dich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Konzentriere Dich auf Dich, Deine Fähigkeiten, welche Hilfsmittel und Ressourcen Du einsetzen kannst. Konzentriere Dich nicht allzusehr auf Dein Gegenüber im Konflikt. Du kannst nur mit dem arbeiten, was Du hast.

3. Suche den Kontakt zum Gegenüber. Nur im Kontakt kannst Du spüren, wie sich der andere bewegt, wo seine Kraft hingeht, welche Impulse er setzt. Wenn Du seine Kraft spürst, setze Deine Kraft nicht dagegen, sonst verstärkst Du seinen Impuls.

4. Achte auf Deinen Standpunkt und auf Deine Balance. Gehe aus den Angriffen Deines Gegenübers heraus und lasse sie an Dir vorbei gehen. Nehme den Standpunkt ein, der Dir die Möglichkeit gibt, Deine Ideen zu verwirklichen.

5. Webe Dein Netz in die Bewegungen Deines Gegenübers – im Idealfall bewegt sich Dein Gegenüber so wie Du es willst. Wenn sich die Gelegenheit bietet, beende die Auseinandersetzung, indem Du ihm die Möglichkeit zum Angriff nimmst – oder Du kannst die Auseinandersetzung verlassen (siehe 1.).

Meine Erfahrung ist, dass der berufliche Alltag von großen bis kleinen Konflikten durchzogen ist – im Kollegenkreis, mit den Adressaten unserer Arbeit, mit Kooperationspartnern, Geldgebern oder Auftraggebern. Als Profession ist die Soziale Arbeit m.E. anfällig dafür, diese Konflikte im Streben nach Harmonie oder reibungslosen oder fairen Strukturen und Prozessen auszublenden oder klein zu reden – mitunter auch um den Preis, dass sie ihre Identität vernachlässigt oder zu sehr an externen Kontexten festmacht (siehe auch die Frage nach der Eigenständigkeit von Herrn Eger). Meine Erfahrung ist auch, dass es sich durchaus anbietet, Konflikte gezielt einzugehen, um nach einer Klärung zu streben – eine Eskalation zu suchen, um die Wahrscheinlichkeit einer größeren Eskalation zu verringern. Ob ich damit (immer) richtig liege? Vermutlich nein…

 

Antifragilität

Jetzt hat man sich einmal in seinem Theoriegebäude die verschiedenen Zimmer schön eingerichtet: Systemischer Salon mit gemütlichem Kamin und psychedelischem Teppich (handgewebt natürlich), Meditationsecke hier und ein wenig Platz für Kampfkunstübungen da, konstruktivistischer Garten hinterm Haus, postmoderne Küche, irgendwo fliegt sogar der Geist von Rupert Sheldrake herum, usw.

Von hier aus macht es richtig Spaß an die Arbeit zu gehen.

Man hat sich mit den Jahren eingelebt, fühlt sich zudem darin wohl – schließlich steht alles so an seinem Platz, dass man sich auch im Dunklen ganz gut zurecht findet, ohne sich fies das Schienbein zu stoßen. Kurz und gut: man ist auch etwas konservativ im Denken geworden. Und in so einer Situation kommt es recht selten vor, dass einem ein neuer Einrichtungsgegenstand ins Auge fällt, der das Interesse weckt, der vielleicht auch für ein neues Thema steht. Man fragt sich: Lohnt sich die Investition? Kann ich? Soll ich? Anbauen? Umräumen? Muss altes Zeug auf den Sperrmüll?

Der Begriff, der mir in der letzten Zeit nicht aus dem Kopf geht, lautet Antifragilität. Geprägt hat ihn ein gewisser Nassim Taleb.

Aufmerksam auf ihn geworden bin ich in einer Ausgabe von Scobel im Dezember. Die Sendung hat sich mit Spieltheorie befasst:  http://www.3sat.de/mediathek/index.php?mode=play&obj=48215

So wie es aussieht, werde ich mir das Büchlein mit dem gleichnamigen Titel mal zu Gemüte führen. Kennt das bereits jemand hier?

Update: Habe es mir gerade bestellt – ich werde Sie hier auf dem Laufen halten…

Sind Organisationen Sozialer Arbeit autonom in ihrer Entscheidungsfindung ?

Organisationen Sozialer Arbeit orientieren sich (wie andere Organisationen auch) in ihrer Entscheidungsfindung an ihren systeminternen Erwartungen. So ist es kein Wunder, dass bisherige Untersuchungen (Schrapper u. a. 1997) bspw. zu Entscheidungen der Jugendämter bei Hilfen zur Erziehung darauf verweisen, dass es die Haltungen der Organisation Jugendamt sind, die abschließend darüber entscheiden, ob ein Kind ambulant, teilstationär oder stationär betreut wird.
Auf der anderen Seite bestehen Kopplungen zu Organisationen anderer Teilsysteme, bspw. der Medizin, Politik usw.
Ich frage mich (hier ein Beitrag von Frank Eger) ob aufgrund der (Definitions-) Macht von Politik und Medizin davon ausgegangen werden kann, dass Jugendämter tatsächlich autonom entscheiden.

 

Mal Butter bei die Fische!

Ich gebe zu, ich bin etwas ermüdet… und zwar ob der Tatsache, dass ich den Eindruck habe, dass systemische und/oder systemtheoretische Perspektiven schon sehr auf beraterische Kontexte Anwendung finden und darüber hinaus wenig passiert. Das ist natürlich naheliegend und nachvollziehbar, wenn man die hiesige Geschichte der systemtheoretischen Rezeption anschaut. Doch mir greift das zu kurz. Mir scheint doch, dass diese Form der Ordnung von Beobachtung weitaus umfänglicher wirken kann, als nur im Beratungskontext.

Ich persönlich halte mich mit dem Kalkül seit 13 Jahren in verschiedenen Kontexten der Gemeinwesenarbeit bzw. im Kontakt mit kommunalen Akteueren im ländlichen Raum bei geistiger Gesundheit (zumindest nach meinem Eindruck 🙂 ) bzw. hoffe ich, den KollegInnen im Arbeitsfeld auch ein wenig von diesen Anschlussmöglichkeiten zu vermitteln. Die Arbeit in Gemeinwesen erscheint mir sowieso als maßlos unterschätzt: Wer schonmal Jugendarbeit oder eine Begegnungsstätte als SozialarbeiterIn in einem Ort mit 6.000 Leuten, wo jeder jeden kennt, gemacht oder geleitet hat, weiß, wie das ist, plötzlich eine öffentliche Person zu sein.

Mich würde jetzt interessieren, in welchen Arbeitsfeldern hier so systemisch gearbeitet wird. Also: Mal bitte Butter bei die Fische!

Individualisiert Soziale Arbeit gesellschaftliche Themen ?

In der Sozialen Arbeit gibt es nach meiner Beobachtung (vorliegend ein Beitrag von Frank Eger) eine anhaltende Attraktivität, nach dem grundlegenden BA-Studium eine beraterische/therapeutische Weiterbildung aufzunehmen. In der Folge werden scheinbar personenbezogene Themen (bspw. die Schulabstinenz eines Jugendlichen)  in die Beratung aufgenommen. Im glücklichen Fall versteht der Sozialarbeiter das Beratungsangebot als „Anregung“ und nicht als Instruktion an die Adresse des zu Beratenden. Castell (2011) moniert dann auch im Hinblick auf  klassische Sozialarbeit: »Diese hat einen gesellschaftlich-politischen Auftrag – die soziale Integration ihrer Adressaten zu fördern –, den sie aber in der Form verwirklicht, dass sie daraus ein Problem der Individuen macht und deren persönliche Verhältnisse bearbeitet.« Ich bin zwar der Ansicht, dass der Hinweis von Castell pauschal ausfällt und von Seiten des Jugendsozialarbeiters  bzw. Schulsozialarbeiters durchaus auch Veränderungen im organisationalen Bereich (Schulen, Jugendämter usw.) angeregt werden. Grundsätzlich stellt sich aus meiner Sicht jedoch die Frage, ob Sozialarbeiter über den organisationalen Bereich hinaus auch ein Anregungspotential auf Gesellschaft entfalten können. Wer wäre der Adressat dieser Anregung – das Funktionssystem Politik, das Funktionssystem Jugendhilfe (Hansbauer hat die Jugendhilfe als gesellschaftliches Funktionssystem vorgeschlagen) oder Schule ? Kann Gesamtgesellschaft mit den sozialarbeiterischen Themen überhaupt erreicht werden ?

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