Die Toten kommen! Oder wie Protest falsch laufen kann.

Ich bin heute von etwas überrascht worden und es hat mich beeindruckt. Nicht positiv, eher erschreckend. Es geht um:

http://www.politicalbeauty.de/index.html

http://www.politicalbeauty.de/genozid.html

 

Dies ist ein Text eines Freundes: Da er auf Facebook eingestellt wurde, stelle ich Ihn nun hier zur Verfügung (mit seinem Einverständnis).

Marsch der Ratlosen

Ein würdiges Gedenken wollten sie ermöglichen. Was daran würdevoll sein soll mit Schmiere im Gesicht („Wir machen uns die Hände schmutzig!“) eine Beerdigung als Hintergrundbild einer moraltriefenden Ansprache („Das hier ist kein Theater!“) zu benutzen, wissen wohl nur die Damen und Herren des ZPS. Wenn die Kunst nicht für sich selbst sprechen kann, muss halt der typisch deutsche Geist der Empörung beigemengt und der Journaille Leichen zum Fraß vorgeworfen werden. Ein „Friedhofsfeld der Superlative“ will man nun errichten, der langersehnte künstlerische Coup scheint dank des Elends zum Greifen nah. Konsequenterweise hat das ZPS die heutige Aktion vor dem Bundeskanzleramt „Marsch der Entschlossenen“ genannt. Mit Facebook-Likes bewaffnet gibt die Empörung ob des Verreckens der Menschen im Mittelmeer den Mittelstandsdeutschen endlich wieder das Gefühl von Stärke, die Illusion der Subjektivität.

Der Feind ist klar ausgemacht: Bestien in Menschengestalt, der Abwehrkrieg der raffgierigen Machthaber in der EU und BRD. Der Moralisierung im Weg steht dabei die Frage nach der Ursache, nach den Basiskategorien, unabhängig vom Willen der Akteure, das, was „hinter ihrem Rücken“ passiert. Leicht macht man es sich zu glauben, es ändere etwas am Sterben, wenn den Charaktermasken im Kanzleramt genüsslich gezeigt wird, wie die Opfer aussehen. Etwa wenn man in geheuchelter tabubrecherischer Absicht („Es sind Bilder, die Sie nie sehen sollten“) den Toten noch ihr letzte Würde nimmt und Bilder voller Leichenkammern ins Netz stellt.

Zur Effektsteigerung darf natürlich nicht die Instrumentalisierung des Holocausts fehlen. In einem Blick in die Zukunft ist sich das ZPS sicher: Künftige Ereignisse werden die Schoah in den Schatten stellen. Dabei stellt das ZPS auch nicht die Frage, warum es passierte, sondern warum die Alliierten nicht die Vernichtungslager bombardierten, schließlich wusste man schon relativ früh von deren Existenz. Den Deutschen wird ein Teil der Schuld abgenommen, die Querfront freut sich. Ken Jebsen berichtet wohlwollend und ruft zur Teilnahme auf, zahlreiche Mahnwachler und Konsorten tummeln sich auf der Facebookseite des ZPS. Da hilft auch keine Deklamation an die Jebsen-Jünger, sie hätten auf dem Marsch nichts zu suchen.

Es bleibt: Eine Gruppe selbsternannter Künstler, die sich symbolisches Kapital herausgeschlagen hat, eine Öffentlichkeit, die sich über Pietät anstatt Ursachen den Kopf zerbricht und tausende Teilnehmer, die empört und entschlossen, aber weiterhin ratlos sind.

P.S. Der „Marsch der Entschlossenen“ wurde mittlerweile zum „Marsch der Unentschlossenen“ umbenannt. Man geriert sich als Opfer massiver staatlicher Gewalt, da im Auflagenbescheid das Mitbringen von Leichen und eines Baggers untersagt wurde.

 

Felix BE.

True Detective – Trainingsmöglichkeiten für Systemiker (Teil 1)

Zuallererst möchte ich einen aufrichtigen Dank an Kommentator 0/1 aussprechen, der mich zu diesem Beitrag inspiriert hat. Der Austausch über Übungsmöglichkeiten für leidende Leitende/leidende Leistende/leistende Leitende/leistende Leidende/usw. hat mich in der Tat dazu angeregt, über Formen des Trainings für systemische Soziale Arbeit nachzudenken.

Die Möglichkeit, die ich heute vorschlagen möchte, kostet wenig und macht vielleicht auch Spaß. Inspiriert zu dieser Form des Trainings wurde ich durch Wilfried Hosemann, der für mich damals im Studium Filme als Referenz im Kontext von Sozialer Arbeit etabliert hat. Mit den Jahren habe ich viele Filme auf eine Art und Weise angesehen, die ich vermutlich ohne diese Irritation nicht in dieser Art und Weise gesehen hätte (siehe auch meine Referenz an The Big Lebowski weiter unten im Blog). Insofern geht ein noch größerer Dank an Wilfried Hosemann.

Ich habe gerade zum 4. Mal das Vergnügen gehabt, die Miniserie True Detective zu sehen, die auf für meine Begriffe sehr tiefgehende Art und Weise Kommunikation, System/Umwelt-Differenzierungen und Beziehungen erforscht und nebenbei noch allerlei mehr oder auch leider weniger lustige Geschichten (nach Heinz von Foerster) über den Sinn des Daseins zur Verfügung stellt und dadurch Konstruktionen von personenbezogener Identität, Funktionalität und Zweck reflektiert. Verpackt ist das ganze in eine abgründige Thriller-Story, welche die Motive des Genres gezielt bedient und im o.g. Sinne weiterentwickelt. Oberflächlich ist es ein klassisches „Whodunnit?“ doch nach dem 4. Mal 8 Stunden Vertiefung in dieses Werk kann ich sagen, dass da mehr drin steckt.

Was kann man da jetzt trainieren? Was soll der Schmarrn? Meint der das jetzt Ernst?

Nun: Ich könnte jetzt viel erzählen. Würde dies allerdings auf der Basis einer gemeinsamen Referenz. Ich schlage deswegen True Detective vor.

Hat wer eine andere Idee? Ich stehe halt einfach auf amerikanische Filme 😀

 

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