Antifragilität

Jetzt hat man sich einmal in seinem Theoriegebäude die verschiedenen Zimmer schön eingerichtet: Systemischer Salon mit gemütlichem Kamin und psychedelischem Teppich (handgewebt natürlich), Meditationsecke hier und ein wenig Platz für Kampfkunstübungen da, konstruktivistischer Garten hinterm Haus, postmoderne Küche, irgendwo fliegt sogar der Geist von Rupert Sheldrake herum, usw.

Von hier aus macht es richtig Spaß an die Arbeit zu gehen.

Man hat sich mit den Jahren eingelebt, fühlt sich zudem darin wohl – schließlich steht alles so an seinem Platz, dass man sich auch im Dunklen ganz gut zurecht findet, ohne sich fies das Schienbein zu stoßen. Kurz und gut: man ist auch etwas konservativ im Denken geworden. Und in so einer Situation kommt es recht selten vor, dass einem ein neuer Einrichtungsgegenstand ins Auge fällt, der das Interesse weckt, der vielleicht auch für ein neues Thema steht. Man fragt sich: Lohnt sich die Investition? Kann ich? Soll ich? Anbauen? Umräumen? Muss altes Zeug auf den Sperrmüll?

Der Begriff, der mir in der letzten Zeit nicht aus dem Kopf geht, lautet Antifragilität. Geprägt hat ihn ein gewisser Nassim Taleb.

Aufmerksam auf ihn geworden bin ich in einer Ausgabe von Scobel im Dezember. Die Sendung hat sich mit Spieltheorie befasst:  http://www.3sat.de/mediathek/index.php?mode=play&obj=48215

So wie es aussieht, werde ich mir das Büchlein mit dem gleichnamigen Titel mal zu Gemüte führen. Kennt das bereits jemand hier?

Update: Habe es mir gerade bestellt – ich werde Sie hier auf dem Laufen halten…

4 thoughts on “Antifragilität

  1. Nicht zu vergessen, man möchte ja seine Freunde und Bekannte nicht ünnötig verwirren. Letzten Endes funktioniert ja alles gerade so halbwegs, weil die Mitspielen. Man kennt sie, vesteht sie und möchte ihnen auch nicht wehtun. Mit welchem Recht will man sie irritieren?
    Da tut man ihnen und sich selbst nur weh. Und weiß nicht, wer die Verantwortung für die Folgen übernimmt. Also: red kein Scheiß!
    Wilfried

  2. Die Frage, ob die Seite Reden oder die Seite Schweigen gewählt wird, hat mich just auch dieses Wochenende ereilt. Bei der Irritation macht es ja auch meistens die Verpackung, ob sie angenommen wird oder nicht. Was Scheiß ist, müsste allerdings erst noch definiert werden.

    Bei Antifragilität bin ich jetzt bereits schon soweit, dass diese Irritation, Ungewissheit, Risiko, Gefahr, usw. nicht mehr vorauszuberechnen sucht, sondern vielmehr willkommen heißt. Der Autor scheint ein sehr großes Sendungsbewusstsein zu haben – sein Schreibstil ist schon im Prolog etwas arg geraten. Spannend nichtsdestotrotz. Muss nur zeitgleich noch 1984 von Orwell mal wieder zu Ende lesen.

    Seitennotiz: Wie es das Leben so will, habe ich vor 1984 den Bader-Meinhof-Komplex von Aust zum zweiten Mal durchgeackert. Und ich bilde mir ein, dass es durchaus logisch erscheint, anzunehmen, dass Ideen und Sprache der radikalen Linken auch von Orwell im Jahr 1948 formuliert wurden (z.B. die Einordung von Sex als politischem Akt, „Schwein“ als Ausdruck für Vertreter der Staatsmacht). Zufall oder Referenz?

  3. Hallo Michael,

    hilf mir mal weiter. Was ist denn der angestrebte Effekt von Ant-Fragilität? Bzw. der angestrebte Effekt von Akzeptanz und Offenheit für Risiko und Unsicherheit? Was wird denn dabei ausgeblendet?
    Ich kann mich noch nicht so recht über die Überraschung freuen, dass Assad weiter an der Macht ist. Auch nach den Protesten auf dem Maidan gab es ja eine Reihe von überraschenden Entwicklungen.

    Bitte hilf mir auch bei der Seitennotiz weiter. Kann ich nicht so einordnen, dass ich da was mit anfangen kann. Liegt vieelicht auch daran, dass ich Piketty, Das Kapital im 21, Jahrhundert, gerade gelesen habe.

  4. Hey Wilfried,
    ob der Autor auf Freude raus will, kann ich noch nicht sagen. Er verfolgt mehr die These, dass Systeme, die antifragil organisiert sind, eine höhere Chance haben, sich weiterzuentwickeln bzw. zu lernen als die, die fragil organisiert sind. Wie gesagt, ich werde hier meinen Fortschritt posten bzw. wiedergeben, was ich meine, zu lesen.

    Zur Seitennotiz: Mir war nur die ähnliche Semantik aufgefallen und der Gedanke gekommen, ob die Kernideologen der ersten RAF-Generation vielleicht auch Orwell gelesen haben und bestimmte Ideen da rausdestilliert haben. Nix wirklich wichtiges… 🙂

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