Netzwerke und Systeme? Systeme und Netzwerke?

Vor einiger Zeit erschienen in einem Journal des DGSSA interessante Artikel zum Thema Systeme, Netzwerke und Soziale Arbeit. Hierzu der link:

http://dgssa.de/journal/dgssa_journal_heft_2-3_2011_inhalt.pdf

Leider beschäftigte man sich damals mit diesem Thema fast ausschließlich theoretisch, wogegen ich persönlich nichts habe, da ich Theorien toll finde ;). Schade ist, dass man mehr hätte machen können. Denn die Netzwerkanalyse bietet so einige Möglichkeiten, insbesondere wenn man mit großen Datenmengen arbeitet (Schlagwort Big Data).

Die folgenden zwei Bilder zeigen ein und dasselbe Netzwerk.

Preisfrage: Was stellt dieses Netzwerk dar?

 

Kleiner Tipp: es hat was mit Sozialer Arbeit zu tun!

 

 

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10 thoughts on “Netzwerke und Systeme? Systeme und Netzwerke?

  1. Nun ja, da sich die Begeisterung in Grenzen hält, zu erraten was es ein könnte, folgt nun die Auflösung. Die zwei Graphen zeigen ein Wissenschaftsnetzwerk der Sozialen Arbeit. Soll heißen, es sind Wissenschaftskooperationen in Form von gemeinsamen Veröffentlichungen dargestellt. In diesen sozialen Netzwerken können Beziehungen besonders deutlich dargestellt werden, da jede Verbindung (Kante) zwischen Akteuren (Knoten) eine Zusammenarbeit bedeuten.

    Der verwendete Datensatz, mit dem das Netzwerk erstellt wurde, enthält 8801 Artikel über die Soziale Arbeit der letzten 30 Jahre (1980 bis 2014) mit 7772 Autoren (Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Sammelwerke bzw. Sammelwerksbeiträge).
    Im Durchschnitt arbeiten 1.13 Autoren an einem Artikel. Das heißt, dass die meisten Veröffentlichungen in der Sozialen Arbeit ohne Kooperationen stattfinden. Von den 8801 Artikeln, die der Datensatz enthält, gibt es lediglich 2857 Artikel, in denen mindestens zwei Autoren zusammengearbeitet haben. Das erzeugte Co-Autorenschaftsnetzwerk besteht aus 5590 Autoren (Akteuren), die 23.308 Verbindungen (Kanten) zu anderen Autoren aufweisen. Die durchschnittliche Anzahl der Beteiligten bei einer Kooperation, beträgt 3.18 Autoren.

    Es lässt einen Einblick zu, wie das Wissenschaftssystem der Sozialen Arbeit teilweise aussehen könnte. Interessant wäre, aber das konnte noch nicht durchgeführt werden, wie Zentral hierbei die systemische Soziale Arbeit ist bzw. ihre Autoren….?

    Kleiner Seitenhieb zur angeblichen „kälte Luhmanns“: Soziale Systeme können nicht existieren ohne Menschen!

    Bei so viel Zusammenarbeit wird mir ganz warm ums Herz ;).

  2. Hallo,
    ich habe mir mal Gedanken gemacht, in wieweit dieses Netzwerk systemtheoretisch analysiert werden könnte. Denn es braucht bestimmte Vorüberlegungen, damit Netzwerke und Systeme miteinander zu verbinden.

    Neben einigen Unterschieden, die sich bei der Beobachtung von Netzwerken und Systemen offenbaren, gibt es jedoch auch relevante Gemeinsamkeiten. So besitzen beide Theorieansätze einen hohen Abstraktionsgrad und sehen die Gesellschaft nicht nur als eine bloße Ansammlung von Menschen (vgl. Holzer; Fuhse 2010: 313; Holzer 2010: 156; Tacke 2011). Vielmehr betonen beide ein Kommunikationsgeschehen, dessen Ordnung darin besteht, dass Kommunikation selektiv und nicht zufällig aufeinander Bezug nimmt (vgl. Holzer; Fuhse 2010: 313). Beide interessieren sich somit für eine „relationale“ Auffassung von sozialer Wirklichkeit.

    In beiden Begriffen wird die selektive Verknüpfung von Elementen betont. Bei Luhmann wird dies bezüglich der autopoesie von Systemen deutlich. Darunter sind Systeme zu verstehen, „die nicht nur ihre Strukturen, sondern auch die Elemente, aus denen sie bestehen, im Netzwerk eben dieser Elemente selbst erzeugen“ (Luhmann, 1997, S. 65). Autopoiesis meint somit die Produktion und die Reproduktion eines Systems eine allgemeine Organisationsform, die bei allen Systemen gegeben ist (vgl. ebd.). Dier verknüpften Elemente sind Kommunikation, die auf allgemeine Kommunikationsmedien zurückgreifen.
    Netzwerke sind hingegen mehr oder weniger an Personen oder Organisationen orientiert und verstehen Kommunikationsprozesse stark vereinfacht bzw. rechnen diesen Personen zu. Aber in der Netzwerktheorie sind, wie auch in der Systemtheorie, Personen alleine genommen keine relevante Bezugsgröße. Sie werden erst im Rahmen der Beziehungen im Netzwerk konstruiert, wodurch die Beziehungen im Netzwerk das deutlich größere Gewicht bekommen. Netzwerke benötigen mehr oder weniger stabile Identitäten, die für die Kommunikation zugerechnet werden können. So stellt Holzer fest, dass „Elemente von Netzwerken [..] demnach nicht einzelne Kommunikationssequenzen und auch nicht Handlungen als eine erste Form der Selbstimplifikation von Kommunikation [sind], sondern höher aggregierte Zurechnungen auf Personen und sozialen Einheiten“ (Holzer 2010: 156).
    Netzwerke werden für die Systemtheorie dann anschlussfähig, wenn man die sozialen Adressaten ins Spiel bringt (vgl. Fuchs 1999). Denn die sozialen Adressen können als stabile Zurechnungspunkte von Kommunikation verstanden werden (vgl. Holzer 2010: 156; Hosemann 2010: 114). Erst in der Kommunikation können Zurechnungen erprobt und etabliert werden. Denn wer als Quelle und Ziel von Kommunikation in Frage kommt, ist adressierbar (vgl. Fuchs 1999). Adressen formulieren Erwartungen über Kontaktchancen und müssen sich bei der Weiterleitung von Kommunikation bewähren. Adressen informieren darüber, mit wem Kommunikation möglich und erfolgreich ist (vgl. Holzer 2010: 156). Adressaten werden operativ genutzt Beziehungen und werden dadurch zu verfügbare Kontakte. Diese Beziehung können in der Netzwerktheorie als „tie“ verstanden werden und sind im systemischen Kontext eine beobachtbare Bündelung und Zusammenhang vieler einzelner Kommunikationssequenzen (vgl. ebd.).

    Die Beobachtung, in der Kommunikationssequenzen einheitlich wahrgenommen werden, ist für die systematische Analyse von Netzwerken essenziell. Denn es wird dadurch „die wechselseitig intransparenten Perspektiven von mindestens zwei Teilnehmern auf einen Nenner“ gebracht (Holzer 2010: 157). Luhmann betont: „die Beziehung wird selbst zur Reduktion von Komplexität. Das aber heißt: sie muß als emergentes System begriffen werden (vgl. ebd.; Luhmann 1984: 154). Eine Beziehung kann daher als Kontaktsystem verstanden werden, die sich von der Gesamtheit potentieller Kontakte absondert, sprich eine System/ Umwelt Differenz vollzieht (Holzer 2010: 157). Netzwerke bestehen somit als vielen einzelnen Kontaktsystemen.

    Daraus ergibt sich:
    1. Eine Kooperation zwischen zwei oder mehreren Autoren kann als ein Kontaktsystem verstanden werden.
    a. Kooperation ist eine Beziehung, bestehend aus Adressaten und vieler Kommunikationssequenzen.
    2. Man kann Kontaktsysteme erweitern indem man nicht nur eine Kooperation darunter fasst, sondern auch Cluster.
    a. Denn in ihnen „fließt“ Kommunikation
    b. Würde Zentralitätsmaße anschlussfähig machen, die ja auch die Adressaten, die z.B. zwei Gruppen verbinden, betonen.
    c. Und zugleich eine Struktur beschreibt, die entscheidend ist, wie Kommunikation „fließt“
    i. Sowohl in der Netzwerkanalyse als auch systemtheoretisch hoch Anschlussfähig.
    3. Der hier dominante Code ist der des Wissenschaftssystems: Wahrheit/ keine Wahrheit

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